Vom Prius zum Auris

Katzen

Prius oder Auris? Oder worauf kommt es wirklich an, wenn wir uns einen Wagen aussuchen?

Größe und Platz – was muss ich transportieren?

Aussehen – hat er eine individuelle Note oder sieht er aus, wie die meisten Fahrzeuge seiner Zeit?

Antrieb – wie sparsam ist er, wie umweltfreundlich?

Leistung – welche Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigungsverhalten benötige ich?

Komfort und Sicherheit – welche Bedienungskonzepte machen das Autofahren einfacher?

Jeder wird auf diese Fragen seine eigenen Antworten finden. Ich werde keine objektiven Antworten geben können, nur meine Erfahrungen und meine persönliche Meinung.

Größe und Platz. Ich habe im Juli meinen größeren Prius III gegen einen kleineren Auris II »eingetauscht«. Der Prius war einige Zentimeter länger, entsprechend größer war der Kofferraum, der Platz im Fond, der Platz auf den vorderen Sitzen. Im Vergleich ist der Auris gerade im Stadtverkehr handlicher, als Fahrer fühle ich mich nicht eingeengt, obwohl das Raumgefühl im Prius schon besser war. Bestimmt könnte die Raumausnutzung des Auris noch optimiert werden.

Die Größe passt zu meinen Anforderungen, ist nicht überdimensioniert. Ich muss mit meinen Wagen nicht auffallen, mich nicht darstellen, nicht präsentieren. Natürlich kann in einem größeren Fahrzeug auch mehr an Komfort eingebaut werden, auch die Sicherheitsreserven sind besser. Wenn ich oftmals schnell über die Autobahn fegen müsste, so könnte ich diesen Aspekt gut nachvollziehen. Aber einerseits bin ich meistens in der Stadt unterwegs. Zum zweiten ist der Zeitgewinn beim rasen marginal, der Stressfaktor dagegen nicht, und damit hält sich der Spaß in Grenzen.

Ehrlich gesagt: Natürlich gibt es gute Gründe ein großes Auto zu fahren. Bei vielen verstehe ich es aber nicht, welche Motivation sie haben zum Beispiel ein Sport Utility Vehicle (SUV) zu besitzen – das werden dann wohl mehr psychologische Gründe sein.

Aussehen. Das Design unserer Autos verändert sich, was heute schön ist muss es in 10 Jahren nicht mehr sein. Das Aussehen ist nicht zeitlos. Unsere Geschmäcker sind nicht objektiv. In allen Jahren sahen alle Autos anders aus. Ein paar Beispiele: die Stoßstangen waren verchromt und stangenartig angehängt. Dann wurden es graue Plastikwulste. Mittlerweile sind sie lackiert und in die Form fließend eingebunden.
Die Karosserien der Wagen waren früher eher eckig. Bis der Windkanal erfunden wurde. Die Rücklichter wurden mit der Zeit immer größer, dann runder, dann wieder schlitzartig.

Die Designer inspirieren sich gegenseitig. Die Funktionalität spielt eine weitere Rolle. Neue Bedienungskonzepte schwappen auch in die Autoindustrie, ein Touchscreen gehört bald zum Standard.

Dem Prius sieht man innen und außen an, dass er als Hybridfahrzeug konzipiert wurde, modern, futuristisch, digital. Man merkte das aber auch auf der Straße, am Fahrverhalten mancher Verkehrsteilnehmer. Hier ist der Auris angepasster, weniger auffällig. Ihn gibt es auch als Diesel und Benziner. Ich persönlich empfinde dies als Vorteil, auch wenn ich jeden Prius gerne sehe. Aber jeden anderen Hybrid auch.

Antrieb. Jedes Motorenkonzept hat seine Vorteile. Und seine Nachteile. Fakt ist aber, dass die Ressourcen an Öl endlich sind. Und wir Menschen die Umweltaspekte nicht vernachlässigen dürfen, alleine unserer Kinder wegen. Also ist sparen angesagt. Ich komme kurz zurück auf die Größe: Ein geringerer Verbrauch lässt sich natürlich in einem kleineren und leichteren Wagen einfacher realisieren (aber an einen größeren Wagen lässt sich mehr verdienen).

Die Autoindustrie geht hier unterschiedliche Wege. Motoren werden kleiner (Hubraum) und aufgeladen (Turbo). Technisch hat das wenig mit einen Boxermotor eines Käfers gemein. Die Devise ist einsparen beim Verbrauch aber nicht bei der Leistung. Ob dieses Konzept aber auch die Qualität, die Langlebigkeit früherer Motorengenerationen haben wird, wird sich zeigen. Aber ist das überhaupt noch das Ziel der Ingeneuere? Früher hielten Waschmaschinen auch viel länger als heute.

Toyota verfolgt ein anderes Konzept. Die Energie, die beim bremsen entsteht, wird gespeichert und über Elektromotoren genutzt. Ich halte diesen Ansatz für besser – und ich verstehe die Autoindustrie, insbesondere die deutsche, nicht, warum sie sich an Toyota kein Beispiel nimmt. Das heißt, ich verstehe, dass es andere Interessen gibt, die leider die technische Entwicklung in Deutschland nur verspätet in die Hybrid-Richtung treiben.

Leistung. Alles was zählt ist Leistung. Schneller, weiter höher. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Entsprechend »logisch« ist diese gesellschaftliche Entwicklung auch in der Automobilindustrie zu finden. Viel PS, kurze Beschleunigungswerte gelten als sportlich. Menschen identifizieren sich über diese »Werte«. Dabei kann der Motor ruhig auch etwas lauter dröhnen, er hört sich eben sportlich an. Und wenn wir dann etwas älter werden, und fülliger, und wir uns nicht mehr hinter das Lenkrad eines Flitzers quetschen können, dann brauchen wir halt etwas großes, dickes, hohes. Einen SUV eben. Vielleicht ist dies als Muster in unseren Genen programmiert.

Mit der Evolution wurde den Menschen aber auch ein Gehirn gegeben. Ein Gehirn zum denken, zum hinterfragen. Kein Wachstum kann unendlich sein. Also auch keine Leistung. Irgendwo ist eine Grenze. Und irgenwo ist eine sinnvolle Schranke, auch wenn mehr möglich wäre. Sich beschränken, auf das Sinnvolle ist meiner Ansicht nach angesagt. 34 PS eines Käfers waren wenig, reichten für gut 100 km/h. Die Leistung eines Prius, eines Auris, empfinde ich als ausgewogen. Wer braucht wirklich die Leistung eines Porsche? Und was kostet uns – der Gesellschaft – die Leistung eines Porsche? Wer berechnet die Kosten an Umweltschädigungen, die Kosten eines Menschenleben, die Kosten der Gesundheit auf, gegen den Preis des Spaß, den es macht mit über 200 über die Autobahn zu rasen? Was kostet uns der Zeitgewinn, der Stress, die Aggressivität im deutschen Straßenverkehr?

Komfort und Sicherheit. Ja. Ich möchte auf den Komfort, den mir ein heutiges Auto als Autofahrer bietet, nicht mehr verzichten. Kleinigkeiten wie Lichtsensor, Regensensor, Abstandssensoren, Rückfahrkamera und schlüssellos zu öffnende Türen sind angenehm und praktisch. Ich weiß, ich kann ein Auto auch ohne die technischen Helfer fahren und parken, ich habe das gelernt. Ich kann einen Schaltwagen fahren ohne ihn abzuwürgen. Und dennoch ist es angenehm, denn man muss sich nicht mit Dingen beschäftigen, die einen die Technik abnehmen kann. Man kann sich auf das fahren konzentrieren.

Nun, ein Schaltgetriebe gilt als sportlich. Aber so gut, wie das Planetengetriebe mit den Motoren zusammenarbeitet, so gut, wie der Tempomat die Drehzahlen wählt, schaffe ich das nie. Damit erhöht dieser Komfort oft auch die Sicherheit im Verkehr, denn er sorgt für weniger Stress. Aber auch der erhöhte Komfort hat seine zweite Seite. Bestimmte Dinge verlernen wir vielleicht, wenn wir uns zu sehr auf die Technik verlassen. Oder wir überschätzen die Sicherheit eines Fahrzeuges mit all seinen Stabilitätsprogrammen. Warum, so fragen sich vielleicht unsere Kinder, soll ich noch eine Karte lesen können, ich habe doch ein Navigationssystem. Warum soll ich noch einparken können, das macht der Parkassistent doch viel besser.

Fazit. Wie eigentlich alles im Leben, es gibt ein für und ein wider. Kein Mensch lebt alleine auf einer einsamen Insel, jedes Wirken hat seine Wirkung. Ich bin aufgewachsen mit der verbreiteten Einstellung, das ausländische Autos (damals gleich japanisch) von schlechter Qualität und teuer seien, wenn etwas kaputt geht. Nur Erfahrungen zeigen eine andere Wahrheit. Jedes Unternehmen hat seine Philosophie, der Philosophie des japanischen Konzern Toyota stehe ich näher, als der der deutschen Automobilkonzerne.