Ballade vom Wachstum

N'Scheiss muss ich

Ein Baby wird geboren
Die überglücklichen Eltern staunen
Denn wie es sich entwickelt
Sowie es krabbelt
Auch wie es die ersten Schritte macht
Wie es brabbelt
Mama ist das erste Wort
Wie es die Welt entdeckt
Denn alles ist neu
Für das Kind 

Das Mädchen wächst
Wird immer größer
Kommt in die Kita
Dann lernt es die ersten Buchstaben
Freut sich auf die Schultüte
Haare wachsen unter den Armen
Obwohl die Pubertät stellt alles in Frage
Das Abitur wird bestanden
Und dann ist die Frau
Erwachsen

Der Mann nimmt ein Fass
Obschon ist es leer
Er beginnt
Es zu füllen
Mit Bier
Es wird nicht wachsen
Vielleicht ist es irgendwann voll
Jedenfalls läuft es über
Aber das Fass wächst nicht
Morgen versucht er es wieder 

Der Junge ist erwachsen
Tanzt mit seiner Freundin
Er wird älter
Jeden Tag
Aber mit dem wachsen
Ist Schluss
Natürlich
Währenddessen verändert er sich
Der Bauch wächst
Schuld ist das Bier am Abend

Großvater ist uralt
Seine Schritte werden kleiner
Die Wege kürzer
An den ersten Tanz mit ihr
Kann er sich aber noch gut erinnern
Aber nicht an das essen gestern
Das Bier schmeckt nicht mehr
Dafür kann er Tag und Nacht schlafen
Er wird immer runzliger
Gestern war seine Beerdigung 

Die Kanzlerin
Der Wirtschaftsminister
Die Professorin für Betriebswirtschaft
Der Manager
Die Journalistin
Alle sagen es indes
Alle schreiben es an jede Wand
Wirtschaftswachstum muss sein
Sodass es uns gut geht
Indes wir alle glücklich sind

Es ist die Gier
Und somit die Sucht nach Macht
Nach Reichtum jedoch
Um besser zu sein als der Nachbar
Auch die Suche nach Neuem
Unzufrieden mit dem
Was wir haben
Deshalb streben wir nach
Mehr und mehr
Bis zum letzten Atemzug 

Vielleicht weil wir fühlen
Das unser Leben endlich ist
Wie jedes Leben
Weil es vergänglich ist
Es kein nach dem Tod im Himmel gibt
Weil der Mensch vergessen werden könnte
Begehren wir im Leben
Nach dem Unvergessen sein
Durch unserer Größe
Im unendlichen Wachstum 

Nur zu blöd
Das das nicht funktioniert
Auch nicht in der Wirtschaft
Auch wenn wir alle
Es glauben zwar
Und es annehmen wollen
Es für richtig halten sollen
Somit ein Irrglaube wird nicht wahr
Auch wenn jeder
Es glaubt

Wann wird der Mensch
Das begreifen
Wenn es zu spät ist
Ist es zu spät
Der Hopfen blüht
Verwelkt im September dann
Die Welt lebt und vergeht
Im Rhythmus der Zeit
Unangepasst wie die Dinosaurier
Stirbt der letzte Mensch