Schuld der Menschen

Katzen haben keine Schuld

Katzen haben keine Schuld. Mehr als 60 Millionen Tote! Die genaue Zahl aller Opfer des 2. Weltkriegs ist nicht bekannt, aber erwiesen sind über 60 Millionen Tote. Soldaten und Zivilisten waren die Opfer, Erwachsene und Kinder, Menschen aus vielen Ländern der Erde. Etwa 28 Millionen Menschen aus der Sowjetunion sind ums Leben gekommen, Soldaten und Zivilisten. Etwa 6 Millionen Deutsche haben den Krieg nicht überlebt. Mehr als 6 Millionen jüdische Menschen sind von 1933 bis 1945 von Deutschen getötet worden, im Holocaust / Shoah, einem systematischen Völkermord. Sinti und Roma und andere Minderheiten wurden verfolgt und getötet. Nur ganz wenige verfolgte Menschen haben diesen Terror überlebt (https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust).

Für diese Gewalttaten, diese Toten, diese Morde, tragen wir Deutschen unendliche Schuld. Die nicht entschuldbar ist. Auch heute nicht. Jahrzehnte nach Kriegsende. Niemals. Weil es unsere Vorfahren waren, die mordeten. Deutsche. Die jeden Verstand, jedes Gefühl, vergessen hatten. Ohne Moral, ohne Liebe, in ausufernder, sadistischer, Brutalität anderen Menschen den Tod brachten (von seelischen und körperlichen Schäden der Überlebenden ganz zu schweigen). Die auf Befehl mordeten. Oder aus Spaß. Aus Macht. Oder aus Verblendung. Aus Glauben. Oder warum auch immer.

Ich kann es mir nicht vorstellen

Es ist für mich nicht vorstellbar, das Deutsche das konnten. So „unmenschlich“, wie man gerne sagt. Es ist falsch, es so zu relativieren. Denn es waren, es sind Menschen. Denn es ist passiert. Ich fühle mich schuldig. Auch für die, die nicht hinsehen wollten. Die profitiert haben, die sich bereichert haben. Die nichts gewusst haben wollen. Die gejubelt haben. Wir, in Deutschland, haben nicht nein gesagt, zu Hitler und den Nazis. Es war für viele, den meisten, einfacher nicht nein zu sagen.

Mit dem Kriegsende wurden die Deutschen nicht plötzlich zu besseren Menschen. Ich bin schuldig. Mein Vater war im Krieg Soldat. Wie viele unserer Väter und Großväter. Mein Vater hat mir als Kind eingebläut, ein Junge weint nicht, ein Junge zeigt kein Gefühl, sondern muss stark sein (hat bei mir nicht geholfen). Diese Einstellung ist in so vielen Männern tief verwurzelt.

Das Gute, und nichts begriffen

Das (zu wenig) Gute: Es gab einen Widerstand, der aber erbarmungslos verfolgt wurde. Es gab Deutsche, die Menschenleben gerettet haben, unter Einsatz von Mut, Phantasie, Ideen und Kraft. Bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens. Diese Menschen nehmen nichts von der Schuld, die wir tragen. Glücklicherweise gab es diese Menschen. 

Den deutschen Kriegsverbrechern wurde der Prozess gemacht, bis heute werden sie gesucht und vor Gericht gestellt. Das ist das Mindeste. Denn gelernt haben wir nichts aus der Geschichte. Unserer Vergangenheit. Wir zerstören die Umwelt. Und wir zerstören Leben. Wir sind heute kein bisschen besser, als die Menschen, die zu Kriegsbeginn 1935 lebten.

Glauben ist nicht nur Hoffnung

Es bedeutet Hoffnung, wenn wir an das Gute glauben. Glauben an sich ist nicht schlecht. Vieles Gute entsteht, weil wir glauben. Aber wir glauben auch Lügen. Im Namen des Glaubens, der Kirche, führen wir Kriege. Wir glauben einfach gerne, weil es so einfach ist. Wie leicht scheint es doch, im Glauben Tatsachen nicht wahrzunehmen, zu verdrängen, umzukehren, so wie es gerade passt. Wir blenden Tatsachen aus, zum Beispiel die, dass wir die Natur zerstören, durch die Art, wie wir Menschen leben. Die Klimakatastrophe ist von Menschen gemacht. Die Umweltzerstörung ist von Menschen gemacht. Die Ausbeutung von Ressourcen, von Menschen, von Natur, ist von Menschen gemacht. Mehr als 60 Millionen Tote, alleine im 2. Weltkrieg, sind von Menschen verschuldet. 

Dafür sind wir fähig, alles zu glauben. Auch wenn es jeden Verstand widerspricht, gibt es Menschen, die glauben, dass man alleine von Licht leben kann, von Lichtnahrung. Bis in den eigenen Tod (https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtnahrung).

Es ist so einfach zu verdrängen. Vielleicht kann die Menschheit ohne Verdrängung nicht überleben. Mit Verdrängung aber wohl auch nicht.

Das menschliche Leiden

Es ist unerträglich schwer, hinzuschauen. Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt müssen von weniger als einem Dollar pro Tag leben. Insgesamt 114 Millionen Kinder auf der ganzen Welt erhalten nicht einmal eine Grundbildung, und 584 Millionen Frauen sind Analphabeten. Jedes Jahr sterben sechs Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an Mangelernährung. Jeden Tag gehen mehr als 800 Millionen Menschen, davon 300 Millionen Kinder, hungrig zu Bett. Alle 3,6 Sekunden verhungert ein Mensch. (https://www.un.org/Depts/german/millennium/mp-povertyfacts-g-new.pdf).

Und wir im Wohlstandsdeutschland hamstern in Coronazeiten Toilettenpapier, in Kriegszeiten Sonnenblumenöl und Mehl.

Man kann Unrecht nicht mir anderen Unrecht vergleichen. Jedes Unrecht wiegt für sich unendlich schwer. Alleine in Asien gibt es über 6,4 Millionen Kriegstote seit 1945. Die Hoffnung auf den Fortschritt des Friedens, die ab 1989, mit dem Ende des „Kalten Krieges“ und der „Öffnung des Eisernen Vorhangs“, stärker wurde, ist spätestens seit 2022, im Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine, für mich gestorben. Im Frühjahr 2022 sind beim Massaker von Butscha, in der Ukraine, hunderte Menschen, Zivilisten, auf grausamste Art von russischen Soldaten getötet worden. Nach Angaben ukrainischer Behörden sind in Butscha insgesamt rund 300 Leichen nach dem russischen Abzug gefunden worden. „Alle diese Menschen wurden erschossen“, sagte Bürgermeister Anatoly Fedoruk (https://www.tagesschau.de/butscha-graeueltaten-101.html).

Und wir Deutsche, die gewählten Politiker, machen nicht wirklich alles Menschenmögliche, auch wenn es aussichtslos erscheint, auch wenn es Opfer bedeutet, die jeden von uns treffen würden, um gegen den Krieg, gegen die Kriegsverbrechen, Stellung zu beziehen und diesem Unrecht ein Ende zu setzen. Wir müssen das Unmögliche wenigstens versuchen, um das Mögliche zu erreichen.

Es ist doch nicht so schlimm, aber man kann alles kaufen

Es ist doch nicht so schlimm und war doch vor meiner Zeit. Die Opfer sind tot. Es ist vorbei. Das ist ein Trugschluss. Die Gewalt, das Töten nimmt seinen Lauf. Jede Brutalität, jede Vergewaltigung, jeder einzelne Tote, in der heutigen Zeit, durch Gewalt, durch Hunger, ist ein Toter zu viel, der zeigt, dass es nicht vorbei ist.

Das Leben eines Menschen ist nichts Wert.

Wir können es uns nicht einfach machen, denken, nur weil es nicht zu ändern ist, weil ich selbst nichts Schlimmes gemacht habe, weil ich selbst nichts gegen Gewalt dieser Welt machen kann, muss ich mich nicht schuldig fühlen, muss ich mich nicht schämen. 

Gib den Menschen eine Waffe in die Hand, und er wird sie benutzen. Und wenn er sich weigert, gibt es Mittel und Wege ihn zu überzeugen, seine Meinung zu ändern, seinen Willen zu brechen. Der Glaube an Gott, der Glaube an eine Geschichte des Volkes, der Glaube an eine Ideologie, sind nur ein paar Möglichkeiten. Es wird überredet, es wird bestraft oder gefoltert, es wird gezwungen oder erpresst, es wird gekauft, es wird die Bildung versagt oder das Essen, bis der Mensch spurt, bis der Mensch „freiwillig“ kämpfen will.

Irgendwo, in dieser Gewalt, in diesem Spiel der Macht, hat so gut wie jeder Mensch seinen Preis.

Es gibt keine Entschuldigung

Eine Entschuldigung ist nicht möglich. Denn wer soll das entschuldigen, die Schuld nehmen? Ein Gott, an dem wir glauben? Der uns unsere Sünden vergeben wird? Das ist zwar ein schöner, vielleicht auch tröstender Gedanke, aber es fehlt jeglicher, wissenschaftlich fundierter Beweis, dass dieser Glaube eine Tatsache sein könnte (wie ja auch das Wort Glaube ausdrückt).

Wir Menschen können uns nicht vor uns selbst entschuldigen. Uns keinen Freibrief ausstellen. Das müssen wir begreifen. Wir müssen erkennen, dass wir mit unserer Schuld leben müssen, dass wir uns nicht vor unserer Schuld verstecken können.

Erst, wenn jede Gewalt wirklich vorbei wäre, es keine Spirale von Gewalt und Gegengewalt mehr geben würde, erst dann könnten die Menschen glaubhaft sagen: „Wir haben keine Schuld mehr.“ Erst dann.

Es gibt keine Rechtfertigung für die Sünden der Menschen. Der Mensch ist das grausamste Tier unserer Erde.