Coronavirus

Knospe

Nicht jeder Mensch reagiert rational in seiner Angst. Klopapier – das neue Gold in Zeiten des Coronaviruses – ist kaum noch zu bekommen. Nudeln und Konserven horten Menschen in Massen. Damit verbreiten sie Angst, stecken andere an, mit ihren Sorgen. Andere fangen dann vielleicht auch an, mehr als nötig einzukaufen, bevor sie das nächstes Mal vor leeren Regalen stehen. Wir Menschen sind stark verunsichert. Wer sich dieser Unsicherheiten ausliefert, wird ein Spielball seiner Angst. Wer es schafft, sein Bewusstsein zu behalten, zu agieren, verantwortlich zu handeln, hat eine Chance.

Der Coronavirus ist höchst ansteckend

Der Coronavirus ist höchst ansteckend. Auch wer noch gar nicht infiziert ist, ist doch erkrankt. Wir versuchen, die Verbreiterung des Virus einzudämmen. Schulen sind geschlossen. Veranstaltungen werden abgesagt. Das Reisen wird eingeschränkt. „Man sollte in heutigen Zeiten nur soweit reisen, wie man zu Fuß zurück kommen kann“ (Opa Erwin). Ausgangssperren werden verhängt. Wird das helfen? Die Medien berichten sehr viel, fast jeder Satz enthält das Wort Corona. Fakenews zum Thema haben Konjunktur. Wir werden bombardiert mit Informationen, wahr oder falsch merkt man kaum. Wird alles zu sehr aufgebauscht oder ist es schlimmer, als wir uns vorstellen können? 

Auf der einen Seite bestimmt uns Angst, auf der anderen Seite heißt es keine Panik. Dabei bedeutet der Virus eine so sehr selten dagewesene große Herausforderung, keiner wird wirklich wissen, wie wir Menschen uns richtig verhalten. Der eine hamstert Vorräte, der andere trifft sich in größeren Gruppen und feiert eine Coronaparty, ohne sich überhaupt der Gefahr bewusst zu sein.

Nichts ist mehr wie es war

Es geht in der heutigen Zeit in vielen Bereichen um Schnelligkeit, Optimierung und Leistung. Beim Lebensmitteldiscounter werden die Waren an der Kasse möglichst vieler Menschen möglichst schnell, und ohne lange Wege, an der Kasse gescannt und in den Einkaufskorb gelegt. Ein Beispiel dafür, wie schnell es gehen muss. Zeit ist Geld. Der Coronavirus ändert das radikal. Der Weg der Waren wurde mit Kisten an der Kasse verlängert, um den Mindestabstand zu wahren. In Geschäfte dürfen nur noch eine bestimmte Anzahl an Kunden gleichzeitig hinein. Menschen müssen mindestens 1,5 Meter voneinander entfernt stehen. Alles wird langsamer und benötigt mehr Raum. Nichts ist mehr wie es war. Innerhalb kürzester Zeit stellt der Virus das Leben in unserer globalen Gesellschaft auf den Kopf. Und er stellt es in Frage.

Früher war es nicht anders

In diesen Zeiten ist der Mensch nicht anders, nicht weiter entwickelt, als die Menschen im Mittelalter. Als Hexen verbrannt wurden. Als unbarmherzig Menschen verfolgt wurden, wenn sie anders dachten, anders waren. Die Informationen der heutigen Zeit, das Wissen, macht die Menschheit nicht klüger oder besser. Sie handeln wenig rational, glauben lieber an einfache Worte und unterscheiden dabei wenig zwischen Wahrheit und Lüge. Im Mittelalter wurde ein Ablass gekauft, um sich von seinen Sünden zu befreien, um in den Himmel zu kommen. Daran wurde geglaubt. 

Heute glauben wir den verantwortungslosen Demagogen und Populisten, die aufstacheln und Menschen gegeneinander ausspielen. Im Jetzt glauben wir an die Marktwirtschaft, den Kapitalismus, der ausbeutet und zerstört. Die Verheißung ist Geld und Macht. Heute wie früher. Dabei scheint es, sind die Werte verloren gegangen, die das Leben ausmachen. Das Leben macht das Leben aus.

Wir leben in einem ökologischen System

Vergessen wird: Wir leben in einem ökologischen System. Das ökonomische System ist eine menschliche Erfindung. Das ökologische System ist die Basis allen Lebens. Warum ordnen wir dem ökonomischen System alles unter? Weil wir infiziert sind, von der Sucht nach Macht und Geld. Die Eingebundenheit der Menschheit in die Natur ist verloren gegangen im Denken, im Leben der Menschen. Wirtschaft zählt. Geld verdienen. Und sei es mit der Not. Dem Virus. Schutzmasken werden teuer verkauft. 

Es ist ein Fehler – vielleicht der größte Fehler der Menschen – das Leben dem wirtschaftlichen Denken unterzuordnen. Wir glauben an ein wirtschaftliches Wachstum. Dieser Glaube steht über alles. Zum Beispiel: Das Gesundheitswesen muss wirtschaftlich sein. Ein Krankenhaus ist nicht mehr vorrangig dazu da, um Menschen zu heilen, sondern um Geld zu verdienen. Zu viele Betten, zu klein, um „wirtschaftlich“ zu sein? Dann wird rationalisiert. Medikamente werden nur entwickelt, wenn sich damit Geld verdienen lässt.

Das Gesundheitssystem

Einen wirksamen Schutz wird es erst geben, wenn genügend Menschen immunisiert sein werden. Wir wollen das Gesundheitssystem vor dem totalen Kollaps bewahren, deswegen werden jetzt viele Maßnahmen ergriffen. Das heißt, es geht in erster Linie darum, den Zusammenbruch unseres Systems zu verhindern. Natürlich ist es sinnvoll, so zu handeln.

Aber bedeutet das nicht auch, dass wir Menschen unser Handeln komplett neu denken müssen? Wir müssen das System auf den Prüfstand stellen.

Wenn das Gesundheitssystem vor dem Kollaps bewahrt werden muss, heißt das doch, dass es um das System, und weniger um den Menschen, geht! Weniger um Menschen mit Vorerkrankungen oder um den Mann, die Frau, die vielleicht älter sind – oder sollen wir denken, egal, die sind doch alt – sind wir soweit so zu denken?

Welche Werte haben wir Menschen wirklich?

Meiner Ansicht nach muss es darum gehen, dass wir, egal was es kostet, ein System aufbauen, das die Menschen schützt. Das den Menschen dient, wirklich allen Menschen. Und das nicht wenigen Menschen dient, die im und mit dem System nur Geld verdienen.

Das Problem

Das ist doch das Problem. Und es existiert, weil wenige Menschen viel Geld und Macht haben. Bekommen haben, in diesem System. Oft mit fragwürdigen Mitteln. Und an ihrem Reichtum mit aller Gewalt festhalten. Und natürlich genau deswegen das System nicht in Frage stellen. Wer sorgt schon dafür, keine Macht mehr zu haben und vielleicht seinen Wohlstand zu gefährden. Keiner sägt den Ast ab, auf dem er gemütlich sitzt.

Dafür bedrohen und zerstören wir doch lieber alles, was unsere Macht gefährdet. Verfolgen wir die Menschen, die eine andere Kultur haben. Bedrohen wir den Bürgermeister einer Gemeinde, der seinen Mund gegen Rechts aufmacht. Greifen wir den Politiker an, der zu sagen wagt, dass die Demokratie in ernsthafter Gefahr ist. Dass die Umweltvernichtung ein Ausmaß annimmt, zu einem Preis, den unsere Kinder wohl nie bezahlen werden können.

Der Virus stellt das ökonomische System in Frage. Zwar wurde von den Amerikanern versucht, eine deutsche Firma zu kaufen, die einen Impfstoff entwickelt. Reiche Menschen werden es leichter haben, sich behandeln zu lassen oder für ihren Schutz zu sorgen. Keiner aber kann sich freikaufen. Generell sind alle Menschen in gleicher Weise vom Virus betroffen.

Der Virus als Chance

Ermöglicht die globale Ausbreitung des Virus auf der ganzen Erde ein Umdenken der Menschen? Materielles, wirtschaftliches Denken, die Ausbeutung der Erde, zerstört unsere Welt, wenn der Coronavirus nicht vorher alles menschliche Leben dezimiert hat. Der Mensch wird die Natur nicht besiegen. Aber vielleicht öffnet uns die Gefahr, der Coronavirus, doch die Augen für das wirklich Wesentliche. Und das ist nicht das neue große Auto. Es ist das Leben an sich, das Sein aller Lebewesen, eingebunden in der Natur. Es ist der Wert absolut jeden Lebens, es ist die Solidarität, die Demut, das Miteinander, und es ist die Liebe, das Gefühl, das ein Leben werden und sein lässt. In einem Kreislauf von der Geburt bis zum Tod, der neues Leben bedeutet.